Die Geschichte von Alex,  

dem Hasen ohne Ohren!

 

Im Land hinter den Sternen, dort, wo auch der Weihnachtsmann und das Christkind und der Osterhase wohnen und Kuscheltiere wie lebendige Tiere herumhopsen können, lebte ein Hase mit dem Namen Alex.

Er war ein lustiger, lieber und besonders kluger Plüschhase mit wunderschönen, langen Hasenohren auf die er ganz besonders stolz war. Die Ohren waren so schön, daß er damit beim jährlich stattfindenen Wettbewerb um die schönsten Hasenohren jedesmal den ersten Preis gewonnen hatte.

 

Nun war es wieder einmal soweit, daß alle Plüschtiere besonders aufgeregt waren, denn Weihnachten stand vor der Tür und sie freuten sich darauf, den Kindern auf der Erde geschenkt zu werden. Auch Alex freute sich dieses Jahr besonders darauf, denn er war jetzt alt genug, um auch verschenkt werden zu können. Plüschtiere müssen im Land hinter den Sternen nämlich fünf Jahre alt sein, bevor sie verschenkt werden können. In dieser Zeit müssen sie lernen wie sie Kinder, die traurig sind trösten können; wie sie sich als Kuscheltiere ganz still verhalten und überhaupt, wie sie auf der Erde leben werden.

 

So war es nun gleich soweit; heute abend sollten sich alle Kuscheltiere beim Weihnachtsmann treffen und mit auf seinem großen Schlitten zur Erde fahren denn es war Heiligabend.

Alex und sein bester Freund, der Hase ohne Namen hoppelten durch das Land hinter den Sternen um sich von ihren Freunden zu verabschieden. Die graue Maus und den rosa Elefant hatten sie schon besucht, die beiden mussten noch hier bleiben denn sie waren noch keine fünf Jahre alt und nun waren sie auf dem Weg zu den Zwillingsbären Felix und Stefan um sie abzuholen, mit ihnen zusammen wollten sie dann zum Schlitten wandern.

 

Sie hopsten gerade an der Siko-Wiese vorbei als sie ein ganz trauriges Jammern hörten. Beide blieben stehen und sahen sich um. Da, hinter dem Lebkuchenbusch weinte jemand. „Da müssen wir mal nachschauen“, sagte Alex zum Hasen ohne Namen, „vielleicht braucht jemand unsere Hilfe!“

Gesagt, getan. Als sie um den Busch herumhopsten sahen sie den Krippenesel sitzen. Er weinte und schniefte ganz jämmerlich. „Ich armer Krippenesel, wie soll ich daß bloss dem Christkind erklären; ausgerechnet jetzt muss das passieren“, heulte er. Ihr müsst wissen, der Krippenesel, daß ist der Esel, der im Stall zu Bethlehem neben dem Christkind gestanden hat und seine Wärme abgegeben hat damit es im Stall nicht so kalt war für das neugeborene Christkind. Er war also sehr wichtig um Weihnachten feiern zu können, denn ohne Krippenesel keine Krippe, ohne Krippe kein Christkind und ohne Christkind kein Weihnachten. Und nun saß er hier und schluchzte aus tiefster Seele.

 

„Was ist mit dir, Krippenesel ?“ fragte Alex.  „Oh, ich Armer“ jammerte der Krippenesel, „schaut mich nur an, wie ich aussehe, so kann ich nicht neben dem Christkind stehen, dieses Jahr wird es kein Weihnachten geben!“ Alex und der Hase ohne Namen sahen ihn an: da waren die vier Füsse, da war der Schwanz, da war der Bauch, der Hals und der Kopf und, ja und wo waren die Ohren?

„Wo sind denn deine Ohren ?“, fragten Alex und der Hase ohne Namen gleichzeitig.

 „Das ist es ja, weshalb ich so traurig bin “,antwortet der Krippenesel, „meine schönen Ohren sind kaputt und so kann ich mich unmöglich neben die Krippe stellen.“

„Wie ist das denn passiert?“ wollten nun Alex und der Hase ohne Namen wissen.

„Das war gestern “, sagte der Krippenesel, „ich habe mich so gefreut das nun gleich Weihnachten ist und bin ganz aufgeregt über die Sternenwiese galoppiert. Da hab ich einen Moment nicht aufgepasst und bin mit meinen Ohren an einer Zacke von einem Stern hängengeblieben und, ritsch, schon waren die Ohren zerrissen. Nun sind sie bei den Zwergen zum reparieren, aber das kann ein paar Tage dauern und dann ist Weihnachten vorbei.“

„Das darf nicht sein“ sagte Alex, „wir sollen verschenkt werden, Weihnachten darf nicht ausfallen.“

„Hör zu , Hase ohne Namen, gehe zu den Zwillingsbären und sage ihnen, sie sollen schon alleine zum Schlitten gehen. Ich gehe mit dem Krippenesel zu den Zwergen. Vielleicht können sie uns helfen.“

„Ok“, sagte der Hase ohne Namen und hoppelte los.

„Komm mit, Krippenesel, zu den Zwergen ist es ja nicht weit.“ „Das klappt bestimmt nicht“, schniefte der Krippenesel, „aber ich komme mit.“ Und zusammen gingen sie los.  

„Nein, nein, nein “ sagte der Oberzwerg, nachdem Alex ihm erzählt hatte, worum es ging, „ ich habe keine Eselsohren mehr hier, sie müssen erst genäht werden. Ich kann euch leider nicht helfen. So traurig es auch ist, dieses Jahr wird Weihnachten ausfallen müssen.“

„Und wenn, und was wäre wenn ich meine Ohren hergeben würde ?“ fragte Alex, der an all die Kinder dachte, die dann kein Weihnachtsfest feiern könnten.

„Lass mich nachdenken“ sagte der Oberzwerg: „deine Ohren sehen zwar nicht ganz wie Eselsohren aus aber mit ein wenig grauer Farbe könnte ich das hinkriegen. Graue Farbe habe ich noch.“

„Aber überlege es dir gut, kleiner Alex,“ sagte der Oberzwerg, „wenn deine Ohren einmal ab sind, kann ich sie dir nicht mehr ersetzen. Ich kann nur Krippentiere reparieren.“

Alex dachte einen Moment nach, dann sagte er leise: „Wenn es nun nicht anders geht, dann muss ich eben für immer hierbleiben. Hauptsache, Weihnachten fällt nicht aus.“

Aber der Oberzwerg merkte schon, daß er sehr traurig war und er dachte bei sich:„Ich werde mal mit dem Osterhasen reden, vielleicht können wir dem kleinen Hasen helfen.“

 

Und nun ging er schnell ans Werk. Innerhalb weniger Minuten hatte er die Hasenohren abgeschnitten und sie dem Krippenesel angenäht. Ein bisschen graue Farbe und der Krippenesel sah wieder wie ein richtiger Esel aus. Nur Alex sah sehr betrübt aus. „Nun kann ich nie mehr einem Kind geschenkt werden “, dachte er bei sich, „aber wenigstens werden meine Freunde verschenkt.“

 

DieTür der Zwergenwerkstatt wurde aufgerissen und der Weihnachtsmann stürmte herein.

„Was ist mit dem Krippenesel “, rief er. „Die Zwillingsbären und der Hase ohne Namen haben mir alles erzählt. Ohne Krippenesel kann ich doch nicht losfliegen!“

„Alles wieder in Ordnung“, sagte der Oberzwerg, „dank dem kleinen Hasen Alex, der seine Ohren hergegeben hat, kannst du losfliegen. Dein Krippenesel ist so gut wie neu.“

Der Weihnachtsmann sah zum Krippenesel und dann zu Alex und sagte: „Ich danke dir, du mutiger kleiner Hase, im Namen des Christkindes und im Namen aller Kinder auf der Erde. Ohne dich wäre Weihnachten dieses Jahr ausgefallen. Und jetzt los Krippenesel, wir sind spät dran!“

Er lief aus der Tür, der Krippenesel hinterher, sprangen ,hops, auf den Schlitten und ,husch, rasten sie los. Der Weihnachtsstern war schon aufgegangen.

 

Alex war auch aus der Werkstatt gegangen und sah dem Schlitten traurig nach. Der Oberzwerg hatte die Tür der Werkstatt verschlossen und hatte sich schlafen gelegt.

„Jetzt bin ich ganz alleine “,sagte Alex leise zu sich selbst.

„Nee, bist du nicht “ sagte eine Stimme hinter ihm. Alex sah sich um, da stand der Hase ohne Namen und grinste: „Ich kann dich doch nicht alleine lassen, jetzt wo alle anderen schon weg sind.“  

„Du bist ein toller Freund “, sagte Alex und zusammen hoppelten sie zurück zu ihrem Haus.

 

Ein paar Wochen später, Ostern war nicht mehr weit, saßen Alex, der jetzt der Hase ohne Ohren war, und der Hase ohne Namen abends vor ihrem Haus. Sie waren den ganzen Tag durch das Land hinter den Sternen gehoppelt und hatten geschaut, wo sie sich nützlich machen konnten, hatten jungen Kuscheltieren bei ihren Hausaufgaben geholfen und mit den Zwergen die Werkstatt sauber gemacht.

Jetzt ruhten sie sich aus und wollten bald ins Bett gehen. Da sahen sie vier Gestalten auf das Haus zukommen. Als sie näher kamen, erkannten sie sie: Es waren das Christkind, der Weihnachtsmann, der Krippenesel und der Osterhase.

 

„Wir sind gekommen“ sagte das Christkind, „um uns bei dir zu bedanken, kleiner Alex. Ohne dich hätten wir uns nicht zu helfen gewusst.“

„Ja“,sagte der Weihnachtsmann, „ich war schon ganz verzweifelt“ und der Krippenesel meinte: „ Dank deiner Ohren war das ein ganz tolles Weihnachtsfest.“

„Und weil du so mutig warst “, sagte der Osterhase, „haben wir eine Überraschung für dich. Wir haben uns alle Kinder der Erde angesehen und ein Kind gefunden, das dich auch ohne Ohren lieb haben wird. Es ist ein kleiner Junge der David heisst und in Rodenbach wohnt. Er hat auch einen Zwillingsbruder, den Daniel dem wir deinen Freund, den Hasen ohne Namen schenken können. Und ein paar eurer alten Freunde werdet ihr dort auch wiedertreffen.“

„Juchhu“, jubelten Alex und der Hase ohne Namen, „yuppie, wir werden verschenkt.“

 

In den folgenden Nächten konnten sie vor Aufregung kaum schlafen. Immer wieder mussten sie daran denken, wie es wohl werden würde auf der Erde bei David und Daniel und wen sie dort wohl alles treffen würden. Und dann war es endlich soweit: Der Osterhase kam mit seiner großen Kiepe und holte sie beide ab. Sie setzten sich beide ganz nach oben in die Kiepe und schauten sich das Land hinter den Sternen noch einmal an. Der Osterhase hoppelte vorbei an der Siko-Wiese und den Lebkuchenbüschen die nun schon wieder Knospen trugen, damit bis Weihnachten die Lebkuchen reif waren, vorbei an den Ostereiersträuchern die nun aber abgeerntet waren und vorbei an der Sternenwiese. Ein letztes Mal dachten sie an den Krippenesel und seine abgerissenen Ohren und dann ging es hinein in den Sternenhimmel, der Erde entgegen.

 

Weil sie ganz oben auf der Kiepe saßen wurden sie vom Osterhasen auch als erste abgeliefert.

„Tschüß, ihr Zwei“ sagte der Osterhase, nachdem er sie im Zimmer von David und Daniel versteckt hatte. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder.“ Dann hoppelte er weiter, denn er hatte ja noch viele Kinder zu beschenken. Alex und der Hase ohne Namen saßen ganz still in ihrem Versteck und warteten.

 

„Ob der Osterhase schon da war?“, hörten sie eine Kinderstimme fragen. Es war Daniel, der am Ostermorgen schon früh wach geworden war. „Komm, laß uns nachsehen „,sagte David, sein Zwillingsbruder und sie fingen an, in ihrem Zimmer zu suchen.

 

Alex und der Hase ohne Namen hörten sie immer näher kommen und ihr Kuscheltierherz klopfte heftig vor Aufregung. Der Vorhang vor ihrem Versteck wurde aufgezogen und zwei Kinder jubelten.

 

„Zwei Hasen, zwei Hasen  “, riefen David und Daniel. David nahm sich Alex und Daniel den Hasen ohne Namen. „Du sollst mein Lieblingskuscheltier sein“ sagte David und Alex kuschelte sich ganz nah an ihn. Und am Abend, als die Kinder schliefen sahen sich die beiden dann im Zimmer um.

Wie groß war die Freude als sie ihre alten Freunde vom Land hinter den Sternen wieder sahen. Da war der rosa Elefant, die graue Maus und auch dieZwillingsbären Felix und Stefan. Fast die ganze Nacht saßen sie zusammen und unterhielten sich über die Zeit im Land hinter den Sternen und über die Zwillinge David und Daniel.

 

Und immer zu Weihnachten, wenn die Zwillinge schon schlafen und alle Geschenke verteilt sind schauen das Christkind und der Weihnachtsmann noch einmal bei den Zwillingen ins Zimmer um zu sehen, ob es Alex und dem Hasen ohne Namen und Felix und Stefan und der grauen Maus und dem rosa Elefant auch noch gutgeht.